Was wir erleben, empfinden wir im Körper und findet Ausdruck über den Körper - in seiner Haltung, der Körperspannung, der Atmung, der Stimme. Unser Körper speichert und spiegelt sämtliche Erfahrungen unseres Lebens.
Sei es, weil wir schmerzhafte Erfahrungen gemacht haben oder weil wir mit Angst umgehen mussten; wir halten (oft unbewusst) unseren Körper auf eine bestimmte Art. Ursprünglich sollte dieses Muster uns vor intensiven unangenehmen Empfindungen wie Schmerz, Angst oder Ekel zu schützen. Wir drosseln unsere Empfindsamkeit, um zu überleben: Indem wir unseren Körper weniger spüren, werden auch die Empfindungen ausgeblendet oder zumindest abgeschwächt.
Auf körperlicher Ebene bedeutet das eine Einschränkung in der Funktion des Nervensystems, der Bewegungsfreiheit und des Energieflusses. Es bilden sich Staus und Blockaden sowie Bereiche von Energiemangel, die sich in Verspannungen und Schmerzen, dem Verlust von Lebendigkeit und Symptomen verschiedenster Art äußern können.
In den chronischen Spannungen sind aber auch die Überzeugungen und Schlussfolgerungen gehalten, die wir aus unseren Erfahrungen gezogen haben und die unser gesamtes Erleben und Wahrnehmen bis heute filtern und beeinflussen; auch wenn sie unserer Geschichte angehören und heute nicht mehr gebraucht werden.
So stellt im Grunde jede Extra-Anspannung einen Widerstand gegen eine Erfahrung dar, der solange im Körper gehalten wird, bis wir erlauben, diese Erfahrung zu machen. Das geschieht, wenn wir zustimmen und loslassen: In dem Augenblick, in dem wir das tun, geben wir den Schutzmechanismus auf und das, wovor er uns geschützt hat, wird erlebt. Die Geschichte, die wir noch mit uns tragen, wird sozusagen vollendet. Die Energie, die vorher in dem Halten gefangen war, kommt ins Fließen. Der Körper kann arbeiten und sich ausgleichen. Das kann sich in Empfindungen wie Kribbeln, Wärme oder Kälte, Fließen, Schwere, in Schwitzen, Bewegungen etc. zeigen.
Die prozessorientierte Arbeit macht erfahrbar und somit greifbar, wie sich einschränkende Reaktionen, Glaubenssätze und Symptome körperlich ausdrücken und anfühlen. Die zugrunde liegenden kognitiven und auch unbewussten Überzeugungen werden berührt und ins Bewusstsein gebracht, so dass wir uns entscheiden können, ob sie für uns heute passen. Auf diese Weise wird auf allen Ebenen die gehaltene Energie genutzt, um uns zu dem hinzubewegen, was beziehungsweise wer wir eigentlich sind.
"Prozessorientiert" bedeutet, in der Arbeit anzuerkennen, dass das Leben (und somit auch sämtliche Empfindungen und Emotionen) Energie in Bewegung ist. Es ist ein ständiger Wandlungsprozess.
So ist immer das in einer Sitzung relevant, was im Augenblick zugänglich ist und sich aus der Arbeit heraus entwickelt. Es kann immer so viel gelöst werden, wie wir zulassen und verdauen können.
Das, was sich an neuen Möglichkeiten, Blickwinkeln und Handlungsspielräumen ergibt, wird nicht vorgegeben, sondern kommt aus uns selbst.
Ein wesentlicher Aspekt dieser Arbeit ist es, dass nicht nur die Erkenntnisfähigkeit des Verstandes genutzt wird, sondern der gesamte Erfahrungsreichtum des Körpers. Sämtliche Ansätze haben zum Ziel Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Bewusstsein im Körper zu erhöhen und damit auch Lebendigkeit, Wohlbefinden und Gesundheit.
Diese Ansätze entstammen verschiedensten Richtungen; unter anderem Körpertherapien wie der Bioenergetik, Feldenkrais, Yoga, dem Shiatsu und Zen sowie auch der kognitiven Verhaltens- und Lernpsychologie sowie Erkenntnissen der neurologischen Forschung.